Urteil 4A_50/2020 vom 1. Juli 2020: Zu verbissenes Prozessieren im Arbeitsrecht

Im Urteil des Bundesgerichts 4A_50/2020 vom 1. Juli 2020 geht es um einen arbeitsrechtlichen Streit, der prozessual wohl zu heftig geführt wurde. Ein 278-seitiges Schreiben wurde als Eingabe vom erstinstanzlichen Gericht als zu lang qualifiziert. Den Stolperstein vor dem Bundesgericht bildete dann aber das BGG. Weniger ist manchmal mehr im arbeitsrechtlichen Prozess, auch bei Rechtsmitteln an das Bundesgericht.

Sachverhalt

Der vorliegende Fall steht im Zusammenhang mit einem laufenden Verfahren vor dem Tribunal des prud’hommes des Kanton Genf, wobei der Kläger eine ungerechtfertigte Entlassung sowie Ansprüche im Zusammenhang mit Sonntagsarbeit und Überstunden geltend macht.

Im Anschluss an die 115-seitige Klageschrift des Beklagten, ordnete das Gericht am 5. Februar 2019 einen zweiten Austausch von Schriftsätzen an. Daraufhin reichte der Antragssteller ein 278-seitiges Schreiben mit 1’580 Behauptungen ein, welches vom Gericht als zu lang qualifiziert wurde. In der Folge reichte der Antragssteller am 15. Juli 2019 ein überarbeitetes 238-seitiges Memorandum ein, das 923 Anschuldigungen enthielt. Aufgrund der Tatsache, dass das Gericht dieses Schreiben immer noch als zu lang qualifizierte, setzte es dem Kläger eine letzte Frist an. Dieser reichte seine neue, verkürzte Klageschrift von 143 Seiten am 3. September fristgerecht ein. Er nummerierte seine Schriftsätze von C3 bis C10. Das Schreiben umfasste 22.5 Seiten Feststellungen zu den Vorwürfen in der Erwiderung, 99 Seiten eigene Vorwürfe und 3.5 Seiten Vorwürfe, die sich auf die Widerklage bezogen.

Am 16. September 2019 erklärte das Gericht die Schriftsätze C3 bis C10 sowie die neu eingereichten Schriftstücke aufgrund fehlender neuer Informationen für unzulässig. Zudem befand es, dass alle drei eingereichten Antworten zu lang seien.

Am 5. Mai 2020 wies die Chambre des prud’hommes den angefochtenen Entscheid zurück und qualifizierte die Antwort auf die Widerklage als unzulässig. Im Wesentlichen stellte es fest, dass die Anträge des Klägers, die für unzulässig erklärt werden sollten, die ursprünglichen Anträge herabsetzen und zudem nur in geringen Umfang die im Antrag geltend gemachten Tatsachen erweitern würden. Demnach könne dem Antragssteller kein schwer wiedergutzumachender Nachteil entstehen. Zudem könne er warten, bis er ein Rechtsmittel gegen das endgültige Urteil einlegen kann, um die Unzulässigkeit seiner Anträge anzufechten. Ausserdem betonte das Gericht, der Kläger könne den Entscheid, die neuen Dokumente als unzulässig zu erachten, in einer Berufung gegen den Endentscheid anfechten.

Am 4. Juni 2020 reichte der Kläger eine Zivilbeschwerde sowie eine subsidiäre Verfassungsbeschwerde mit einem Antrag auf aufschiebende Wirkung ein. Das Bundesgericht musste der Frage nachgehen, ob dem Kläger in casu ein nicht wiedergutzumachender entstanden ist.

Urteil und Begründung des Bundesgerichts

In einem ersten Schritt stellte das Bundesgericht fest, dass es sich in casu um ein Nebenurteil handle und das angefochtene Urteil nicht, wie vom Kläger angenommen, eine Teilentscheidung sei. Vielmehr stelle das angefochtene Urteil, das weder die Zuständigkeit noch einen Antrag auf Aberkennung von Rechten betrifft, eine weitere beiläufige Entscheidung dar.

(siehe E. 4: En l’espèce, l’autorité de première instance a déclaré irrecevable le mémoire sur demande reconventionnelle et réplique du 29 avril 2019, complété les 15 juillet et 3 septembre 2019, au motif que cette écriture revêtait, selon elle, un caractère prolixe. Elle a en outre prononcé l’irrecevabilité des pièces nouvellement produites ainsi que des conclusions prises dans les deux dernières versions du mémoire précité. Le jugement rendu par le Tribunal des prud’hommes n’a ainsi pas terminé l’instance introduite devant lui; ce prononcé est au contraire incident aux termes de l’art. 93 al. 1 LTF. 

Contrairement à ce que soutient le recourant, l’arrêt attaqué n’est pas une décision partielle. En effet, la décision par laquelle le juge écarte notamment de nouvelles conclusions prises en cours de procédure ne saurait être qualifiée de partielle. A cet égard, l’arrêt du Tribunal fédéral cité par le recourant, pour étayer son affirmation, concerne une problématique différente, à savoir celle où le juge statue sur la recevabilité des divers chefs de conclusion dans l’hypothèse où le demandeur prend d’emblée, dans sa demande en justice, des conclusions relevant de procédures différentes (arrêt 4A_636/2015 du 21 juin 2016 consid. 1 non publié in ATF 142 III 402). Cette jurisprudence ne lui est ainsi d’aucun secours. Il s’ensuit que l’arrêt attaqué – qui ne porte par ailleurs ni sur la compétence ni sur une demande de récusation – doit être considéré comme étant une „autre décision incidente“ au sens de l’art. 93 al. 1 LTF.)

In einem zweiten Schritt präzisierte das Bundesgericht, dass gemäss Art. 93 Abs. 1 lit. a BGG die Beschwerde nur zulässig sei, wenn die getroffene Entscheidung einen nicht wiedergutzumachenden Nachteil verursachen kann. Ein solcher liege nur dann vor, wenn der Beschwerdeführer einen Nachteil erleidet, der durch eine positive Entscheidung in der Sache nicht vollständig beseitigt werden kann. Zudem reiche ein rein materieller Nachteil nicht aus, es müsse vielmehr ein Nachteil rechtlicher Art vorliegen.

(siehe E. 5.1: L’hypothèse visée par l’art. 93 al. 1 let. b LTF n’entrant pas en ligne de compte, le recours n’est recevable que si la décision entreprise peut causer un préjudice irréparable (art. 93 al. 1 let. a LTF). Selon la jurisprudence relative à cette notion, un préjudice de ce genre n’est réalisé que lorsque la partie recourante subit un dommage qu’une décision favorable sur le fond ne fera pas disparaître complètement; il faut en outre un dommage de nature juridique, tandis qu’un inconvénient seulement matériel, résultant par exemple d’un accroissement de la durée et des frais de la procédure, est insuffisant (ATF 137 III 380 consid. 1.2.1 p. 382; 134 III 188 consid. 2.2 p. 191; 133 III 629 consid. 2.3.1 p. 632.

Das Bundesgericht betonte, dass die Terminologie des «nicht leicht wiedergutzumachenden Nachteils» im Sinne von Art. 319 lit. b ZPO und des «nicht wiedergutzumachenden Nachteils» gemäss Art. 93 Abs. 1 lit. a BGG nicht notwendigerweise übereinstimmen. Leider ging das Bundesgericht nicht weiter auf diesen Unterschied ein. Es befand aber, dass es eher unwahrscheinlich sei, dass in casu ein nicht wiedergutzumachender Nachteil vorliege. Schliesslich hätte der Beschwerdeführer immer noch die Möglichkeit, das endgültige Urteil sowie den Entscheid, das derzeit geprüft wird, anzufechten. Dies würde ihm ermöglichen, die Unzulässigkeit des angeblich langen Schriftsatzes, der vorgelegten Dokumente sowie der nur formulierten Schlussfolgerung anzufechten. Sollte dies dem Beschwerdeführer gelingen, könne er ein neues Urteil auf der Grundlage seiner dargelegten Argumente erwirken. Dabei hob das Bundesgericht hervor, dass es keine Rolle spiele, dass der Kläger die zu überprüfende Entscheidung nur um den Preis einer Verfahrensverlängerung bzw. Erhöhung der Verfahrenskosten erlangen könne, da solche Unannehmlichkeiten nicht als nicht wiedergutzumachender Nachteil angesehen werden.

(siehe E. 5.3: Semblable argumentation ne résiste pas à l’examen. Certes, la cour cantonale a déclaré recevable le recours en ce qui concerne le mémoire de réplique de l’intéressé au motif que l’exigence d’un préjudice difficilement réparable était réalisée. Cela étant, il ne faut pas perdre de vue que, si une décision susceptible de causer un dommage irréparable au sens de l’art. 93 al. 1 let. a LTF peut à plus forte raison entraîner un préjudice difficilement réparable au sens de l’art. 319 let. b ch. 2 CPC (ATF 137 III 380 consid, 2), l’inverse n’est pas forcément vrai, dès lors que les notions de „préjudice difficilement réparable“ du code de procédure civile et de „préjudice irréparable“ de la loi sur le Tribunal fédéral ne coïncident pas nécessairement. Dans le cas concret, la décision incidente querellée n’est pas susceptible de causer au recourant un préjudice irréparable. Si d’aventure le recourant devait succomber, il lui resterait la possibilité d’attaquer le jugement final et, simultanément, de s’en prendre à la décision présentement examinée, ce qui lui permettrait de contester l’irrecevabilité du mémoire prétendument prolixe, des pièces produites ainsi que des conclusions nouvellement formulées, et d’obtenir, au cas où il le ferait avec succès, un nouveau jugement sur la base des éléments présentés dans ledit mémoire. Que le recourant ne puisse critiquer la décision présentement examinée qu’au prix d’une prolongation de la procédure ou d’un accroissement des frais de celle-ci n’est pas déterminant, de tels inconvénients n’étant pas considérés comme un dommage irréparable.  

Pour le reste, les arrêts auxquels le recourant fait référence, qui concernent des situations différentes, n’infléchissent pas la conclusion qui précède. 

Sur le vu de ce qui précède, il y a lieu de déclarer le recours en matière civile irrecevable selon la procédure de l’art. 108 al. 1 let. a LTF.)

Fazit

Das Bundesgericht befand, dass dem Kläger in casu kein nicht wiedergutzumachender Nachteil entstanden ist. Es wies die Klage deshalb ab.

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