Urteil Bundesgericht vom 9. Juli 2020 (8C_336/2019) Aufhebung der fristlosen Entlassung von Genfer Polizist wegen WhatsApp Gruppenchat

Das Genfer Kantonsgericht hat nicht willkürlich entschieden, wenn es die fristlose Entlassung eines Polizisten als unverhältnismässig erachtet und aufgehoben hat. Das Bundesgericht weist mit Urteil vom 9. Juli 2020 (8C_336/2019) die Beschwerde der Stadt Genf ab.

Sachverhalt

Der Polizist hatte als Ausbildner kurze Zeit an einem WhatsApp-Gruppenchat mit Polizeischülern teilgenommen, in dem unangemessene, zum Teil rassistische oder sexuell konnotierte Nachrichten ausgetauscht wurden.

Der Mann ist seit 2002 im Polizeidienst der Stadt Genf tätig, seit 2015 als Unteroffizier in der Ausbildung von Polizeiaspiranten. Einer der Polizeischüler eröffnete an einem Tag im März 2017 einen Gruppenchat auf WhatsApp, in den er neben weiteren Polizeischülern auch den Ausbildner mit seinem Diensttelefon aufnahm.

WhatsApp-Gruppe und problematische Inhalte

Am fraglichen Tag wurden in der WhatsApp-Gruppe unangemessene und deplazierte Nachrichten ausgetauscht, darunter solche mit rassistischem oder sexuell konnotiertem Inhalt. Zwei unangemessene Nachrichten hatte auch der Ausbildner beigetragen.

Fristlose Kündigung durch Stadt Genf

16 Monate nach dem Vorfall löste die Genfer Stadtregierung das Arbeitsverhältnis mit ihm aus wichtigen Gründen fristlos auf; begründet wurde dies im Wesentlichen damit, dass er seine Dienstpflichten schwer verletzt habe, indem er aktiv am Gruppenchat mitgemacht und die anderen Teilnehmer nicht zur Pflicht gerufen habe.

Entscheid des Genfer Kantonsgerichts

Die verwaltungsrechtliche Kammer des Genfer Kantonsgerichts hiess die Beschwerde des Mannes teilweise gut und hob die fristlose Entlassung als unverhältnismässig auf.

Urteil des Bundesgerichts

Das Bundesgericht weist die Beschwerde der Stadt Genf ab. Eine fristlose Entlassung aus wichtigem Grund ist nur unter restriktiven Bedingungen zulässig.

Ob der Entscheid des Kantonsgerichts als verhältnismässig zu erachten ist, kann das Bundesgericht nicht frei prüfen, sondern nur unter dem Aspekt der Willkür. Willkür liegt unter anderem vor, wenn ein Entscheid offensichtlich unhaltbar ist.

Das Kantonsgericht hat alle massgebenden Aspekte berücksichtigt. Das Fehlverhalten des Betroffenen wiegt zweifellos schwer. Es ist indessen nicht willkürlich, wenn die Vorinstanz die fristlose Entlassung angesichts der gesamten Umstände als unverhältnismässig erachtet hat. Nicht zu beanstanden ist insbesondere, wenn sie den Vorfall mit Blick auf die bisher makellose Berufslaufbahn des Mannes als isoliertes Geschehnis gewertet hat.

In Bezug auf das Ausmass des von der Stadt Genf geltend gemachten Vertrauensverlusts und die Verhältnismässigkeit ist zudem zu beachten, dass nach dem Vorfall 16 Monate bis zur fristlosen Entlassung vergangen sind, während denen sich der Betroffene im Übrigen nichts hat zuschulden kommen lassen.

Gegen Willkür bei der Aufhebung der fristlosen Entlassung spricht zudem, dass die Stadt Genf weitere Massnahmen ergreifen kann, namentlich Disziplinarmassnahmen oder die Zuweisung anderer Aufgaben.

Hier noch die wichtigsten Ausführungen des Bundesgerichts im Urteil vom 9. Juli 2020 (8C_336/2019) :

«La recourante reproche enfin aux juges cantonaux d’avoir violé son autonomie communale en tant qu’ils ont considéré – en substituant leur propre appréciation à celle de la recourante – que les agissements de l’intimé ne justifiaient pas la résiliation immédiate des rapports de service, qu’ils ont annulé ce licenciement immédiat et qu’ils ont dicté à la recourante quelle suite elle devait donner aux manquements de l’intimé.  

Ces griefs tombent à faux. Dans la mesure où l’autorité précédente a considéré sans arbitraire que la décision de licenciement immédiat prise le 25 juillet 2018 ne reposait pas sur de justes motifs et ne respectait pas le principe de la proportionnalité, il ne peut pas lui être reproché d’avoir substitué arbitrairement son appréciation à celle de la recourante et violé l’autonomie dont celle-ci jouit. La conséquence de ce constat, à savoir l’annulation du licenciement immédiat et la réintégration de la personne intéressée, est expressément prévue par l’art. 106 du Statut. Enfin, en évoquant les mesures à disposition de la recourante, telles que des sanctions disciplinaires (art. 93 du Statut) ou le changement d’affectation d’office (art. 94 et 41 al. 4 du Statut), les juges cantonaux ne dictent pas à la recourante quelle suite elle doit donner aux manquements de l’intimé, mais ne fait que lui rappeler quelles mesures moins incisives que le licenciement immédiat pourraient le cas échéant être prises pour atteindre les buts visés. 

Il sied d’ajouter que l’autorité de la chose jugée ne fait en principe pas obstacle à ce qu’un employeur public procède ultérieurement à un licenciement ordinaire, en particulier lorsque la gravité des actes reprochés ne permet pas de lui imposer la poursuite des rapports de travail. En effet, selon la jurisprudence, le fait qu’une autorité cantonale de recours annule, par un jugement entré en force, la décision de licenciement immédiat rendue par l’employeur public ne s’oppose pas en soi à ce que celui-ci résilie ensuite de manière ordinaire les rapports de travail sur la base du même état de fait (ATF 144 I 11 consid. 4 p. 13 ss). En l’espèce, le jugement entrepris examine la situation uniquement sous l’angle du licenciement immédiat, de sorte qu’il n’emporte pas autorité de chose jugée sur la question d’un éventuel licenciement pour motif objectivement fondé au sens du Statut, lequel correspond au demeurant à la requête originelle du département (cf. let. A.b supra). Quant au point de savoir si et à quelles conditions la règlementation communale permet dans le cas d’espèce le prononcé ultérieur d’une résiliation ordinaire des rapports de travail en raison des manquements en cause, il n’appartient pas au Tribunal fédéral de le trancher dans la présente procédure.» (E.5.4.).

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